Durch die aktuelle Corona-Situation hat sich die Auswertung und die akute Relevanz des Themas verzögert. Dennoch ist das Thema Mobilität, durch Corona teilweise noch mehr als zuvor, auch im neuen Schuljahr 2020/21 wichtig und soll im Rahmen des Projektes des nachhaltigen Mobilitätsmanagements an den Schulen der ev. Schulstiftung weiter gefördert werden.
Man kann nur managen, was man gemessen hat – nach diesem Prinzip wurde von November 2019 bis Februar 2020 die Umfrage zum Mobilitätsverhalten an allen fünf Schulen der Schulstiftung in Sachsenheim, Michelbach, Mössingen und Kusterdingen durchgeführt. Die Erhebung fand also noch vor dem Wirken der Corona-Maßnahmen statt. Seitdem hat sich das Mobilitätsverhalten teilweise verändert. Dennoch lassen sich grundsätzliche Tendenzen und Bereitschaften zur Mobilität für die nähere Zukunft ableiten.
Über alle Standorte hinweg haben je ca. die Hälfte der über 350 Mitarbeitenden und der ca. 2250 Schülerinnen und Schüler sowie fast 900 Elternteile ihre Meinungen und Erfahrungen eingebracht. Die umfangreichen Ergebnisse müssen gezielt im Einzelnen betrachtet werden, bieten sie doch die Grundlage für die weitere Umsetzung von Einzelmaßnahmen an den Standorten für eine nachhaltigere Mobilität. Insgesamt lassen sich aber folgende Ergebnisse über alle Standorte hinweg zusammenfassen.
Ergebnisse in den Kollegien
Zunächst zu den Erkenntnissen der Mitarbeitenden. An den verschiedenen Standorten pendelt ein hoher Anteil zwischen 47% bis 67% rein mit dem PKW zur Schule, wobei lediglich ein geringer Anteil davon mit e-Autos gefahren wird. Gleichzeitig sieht über die Hälfte der PKW-fahrenden Kolleg*innen ein E-Bike als Alternative und kann sich einen Wechsel auf ein elektrisches Zweirad vorstellen. Entsprechend groß ist das Interesse an den Möglichkeiten für ein JobRad sowie an sicheren Abstellmöglichkeiten, guten Radwegen und regenfester Ausrüstung.
Der Anteil am ÖPNV ist in den Kollegien mit unter 10% sehr niedrig. Meist werden als Begründung die fehlende Flexibilität und das geringe Angebot angeführt. Ähnlich sieht es im Bereich der Mitfahrgelegenheiten aus. Für ein Drittel der Kolleg*inne wäre eine Mitfahrgelegenheit grundsätzlich vorstellbar, scheitert aber an der Flexibilität bzw. aufwändigen Planung der Fahrten. Für deren bessere Organisationen wird eine App- oder sonstige Lösung vorgeschlagen.
Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler
Die Ergebnisse in der Schüler*innenschaft unterscheiden sich zwischen den einzelnen Standorten stärker als in den Kollegien. Dennoch gibt es auch hier Übereinstimmungen und Tendenzen. So werden zwischen 45% bis 60% der Schüler*innen gefahren oder fahren bereits selbst mit einem PKW zur Schule. Die Hintergründe dafür sind meist, dass die Schule ohnehin auf dem Arbeitsweg der Eltern liegt oder die ÖPNV-Anbindung vom Wohnort zur Schule ungenügend ist. Die Bereitschaft von Schüler*innen und Eltern zur Nutzung von Mitfahrgelegenheiten ist vorhanden, aber mit 10% bis 20% eher gering.
Unter den Schüler*innen, die aktuell mit dem PKW fahren, ist die Unter den Schüler*innen, die aktuell mit dem PKW fahren, ist die Bereitwilligkeit zum Umstieg auf ein Rad bzw. E-Bike so hoch, dass zusammen mit den bereits Rad- und E-Bike fahrenden Schüler*innen insgesamt eine Radquote von 28% in Michelbach, bis ca. 60% in Kusterdingen und Sachsenheim und zu sogar 84% in Mössingen erreicht werden könnte.
Der Anteil der ÖPNV-Nutzung liegt den Vor-Corona-Daten zufolge zwischen 53% und 64% (außer in Mössingen, dort lediglich bei 37%), also relativ hoch. Dennoch besteht bezüglich des ÖPNV eine erhöhte Unzufriedenheit. Diese zeigt sich etwa in den Forderungen nach besseren Anbindungen wie auch sinnvollerer Abstimmung von Stundenplänen auf die Fahrtzeiten und Pünktlichkeit, gerade bei Anschlussverbindungen im ländlichen Raum. Darüber hinaus ist das Preisgefüge ein großes Thema und der Wunsch nach günstigeren Tickets, vor allem auf verhältnismäßig kurzen Strecken, groß.
Nachhaltige Mobilität – warum?
Warum eine nachhaltige Mobilität für unsere Schulen wichtig ist, veranschaulicht die Situation der Schüler*innen, die zu Fuß zur Schule laufen. Über die verschiedenen Standorte hinweg beträgt deren Anteil gerade einmal zwischen fünf bis neun Prozent. Das intendiert, dass der überwiegende Großteil unserer Schüler*innen mit Verkehrsmitteln unterwegs ist. Das Ziel ist es, die Mobilität möglichst nachhaltig und sicher zu gestalten.
Neben allen strukturellen Aspekten, wie z.B. die bereits genannten Abstellmöglichkeiten für Räder, Mitfahrgelegenheiten usw., spielt auch die Thematisierung der Mobilität als Teil des persönlichen Verhaltens eine wichtige Rolle, an der die Schulen und die einzelnen Fach-Unterrichte im Sinne der BNE anknüpfen können. Erfreulicherweise hat die Mehrheit von 52% bis zu 65% der befragten Schüler*innen den Wunsch geäußert, sich mehr mit Mobilität im Unterricht zu beschäftigen. Diesem Wunsch soll auch der neue Nachhaltigkeits-Newsletter Rechnung tragen, indem er über Möglichkeiten der Anknüpfung von BNE-Themen und konkreten Mobilitätsprojekten im Unterricht und im außerunterrichtlichen Bereich der Schulen informiert.
Welche Einzelmaßnahmen?
Aus der aktuellen Umfrage und dem bereits existierenden Klimakonzept 2017/18 sind für die Umsetzung nachhaltiger Mobilität bereits viele Maßnahmenvorschläge zusammengetragen worden. Insgesamt lassen sich die drei Mobilitätsbereiche Zweirad-Mobilität, ÖPNV und PKW definieren. Aus Gründen der Bereitschaft der Zielgruppen, Aktualität und Effektivität bietet sich zunächst die Fokussierung auf den Bereich der Zweiradmobilität an. Die Maßnahmenvorschläge reichen von der Verbesserung der Rad-Infrastruktur vor Ort über Kooperationen und preisgünstigere Sammelbestellungen für entsprechende Bikes und Ausrüstung über alle Schulen hinweg bis hin zu schulübergreifenden Radaktionen und -projekten.
Der ÖPNV ist gleichfalls wichtiger Schwerpunkt, unterliegt allerdings den teils komplizierten Verhandlungsbedingungen mit den örtlichen Nahverkehrsanbietern und ist entsprechend erst mittel- bis langfristig relevantes Thema. Die Situation der „Eltern-Taxen“ hat durch Corona eine neue Gewichtung bekommen. Überlegungen zu einer Mitfahrgelegenheits-App wurden bereits mit dem Anbieter twogo als Mitfahrzentrale geführt, sie sind jedoch aufgrund von geringer Bereitschaft in den Zielgruppen der Umfrage sowie durch die Komplexität und Kostensituation zunächst in der Priorität als nachrangig anzusehen bzw. durch die Fokussierung auf Zweiradmobilität und ÖPNV-Verbesserung zu optimieren.
Ein Katalog der Einzelmaßnahmen ist erstellt und wurde über die Sommerferien durch das Mobilitätsteam der Schulstiftung soweit vorbereitet, dass möglicherweise anfallende Fragen über Kosten und Förderungsmöglichkeiten, Umsetzungsaussichten, Ansprechpersonen usw. bereits im Voraus benannt werden und den Mobilitätsteams an den Schulen zur Verfügung gestellt werden können um diese in ihrer Umsetzung zu unterstützen.
Und nun?
Diese Zusammenfassung ist lediglich ein grober Überblick über die Ergebnisse der Mobilitätsumfrage. Wenn Sie persönlich Interesse haben, sich näher mit den Ergebnissen für Ihren Schulstandort auseinanderzusetzen, um im Rahmen des lokalen Mobilitätsteams an Ihrer Schule sich darüber auszutauschen, welche Einzelmaßnahmen an Ihrer Schule sinnvoll und in Kooperation mit dem Mobilitätsteam der Schulstiftung und den anderen Schulen gemeinsam umgesetzt werden können, dann melden Sie sich bitte per Mail direkt bei Phillip Baum-Wittke. Wir freuen uns bereits über Ihre Mitarbeit und Unterstützung.